„Theater ist langweilig. Was soll ich da, das ist was für alte Leute“ So oder so ähnlich denken wahrscheinlich die meisten Jugendlichen, wenn sie an’s Theater denken. Aber wie bewegend und inspirierend ein Besuch im Theater sein kann, das vermuten wahrscheinlich die wenigsten von uns. Am 12.02.2020 besuchten die Philosophie Kurse von Herrn Wartberg und Herrn Söhngen das Theaterstück „Sokrates der Überlebende/ Wie die Blätter“ in Mülheim an der Ruhr.
Gelangweilte Gesichter, ab und zu ein unsicheres Gesicht, ob man das kommende Stück jetzt schon schlecht reden sollte, und doch sieht man Schüler mit einem aufgeregten, euphorisch blickendem Gesicht. Wie auch immer wir uns vor dem Stück fühlten, nach dem Stück waren wir wohl alle sehr aufgewühlt. Die Köpfe rauchten, so viele Fragen. Man hörte die sich abarbeitenden Zahnräder in den Köpfen der Schüler der Jahrgangsstufe 11.
Wovon das Stück handelte? Ich glaube, das bleibt jedem selbst überlassen. Ging es nun um den Philosophie- und Geschichtslehrer, der deprimiert versucht, jedes Jahr aufs Neue seinen Schülern die Gräueltaten des 20. Jahrhunderts nahe zu bringen, oder ging es um den Schüler, welcher nach Lösungen strebt? Wütend, weil der Lehrer ihm keine Antwort geben kann, auf die vielen Fragen. Er sehnt sich nach mehr, nach Antworten, wie man all das Leid beenden kann, wie man es schafft, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Oder ging es am Ende um Sokrates, der seinem Schüler Alkibiates vor Augen hält, dass dieser in Wirklichkeit nichts weiß, von dem er fest glaubt, es zu wissen?
Das Theaterstück regt zum Denken an. Es ist nicht wie eine Folge „Riverdale“ oder „Haus des Geldes“ auf Netflix. Es ist nicht wie ein Kinobesuch, wo du 90 Minuten unterhalten wirst und dabei Popcorn futtern kannst. Es nimmt dich mit auf eine Reise durch deine eigenen Gedanken, es setzt sich in deinem Kopf fest und du strebst nach Antworten, du interpretierst, vergleichst, analysierst, du tauschst dich aus, mit deinen Freunden und mit deinem Lehrer. Und gemeinsam werden viele Dinge klarer. Du glaubst, immer mehr zu verstehen und gleichzeitig wird dir bewusst, wie viel du noch immer nicht verstehst und weißt. Das Stück philosophiert nicht nur in sich selbst, es regt auch dich zum Philosophieren an. Du willst die eine Antwort haben, was all das zu bedeuten hat, aber gibt es die? Haben denn Philosophen immer eine Antwort? Oder verwirren sie dich am Ende nicht noch mehr? Das italienische Stück, geschrieben von [Name der Autorin] erweckt Neugierde in dir. Es packt dich und reißt dich mit, wie die Philosophie, du musst es nur wollen. Theater ist nicht immer langweilig, Theater ist Kultur, Theater sind Geschichten, die erzählt werden wollen. Theater kann fesseln und Theater kann Spaß machen. Du musst dich nur darauf einlassen, dich trauen, darüber nachzudenken und nicht nur zu konsumieren.
Nadjana Zens (Jahrgangsstufe 11)